Wenn man sich über Kaliningrad Gedanken macht, dann muss man bedenken, das diese Enklave der Republik Russland weit vom Mutterland Russland entfernt liegt und auch die Hauptstadt Moskau liegt ganze 1235 km im Osten.
Außerdem ist diese Region seit dem Ende der UdSSR zwischen den Nato- und EU-Ländern Litauen und Polen eingeschlossen. Es muss für die Bevölkerung in diesem Teil schon ein gewisse Belastung sein.
Die Menschen:
Man erkennt, dass hier eine Vielzahl unterschiedlicher Herkünfte zusammen leben:einige typisch russisch, einige mit asiatischen Einschlag, einige können als Skandinavier durchgehen, einfach eine gesunde Mischung. Im Straßenbild durchaus eine Überzahl von jungen Leuten.
Und hier noch etwas für die ganz Schlauen unter uns:
Auf den Dörfern erlebt man Beides: Die Welt der alten Mamutschkas mit Kopftuch und die Jugend und jungen Erwachsenen in westlichen Klamotten.
Hier sind alle extrem oft mit dem Handy unterwegs. Jürgen meint: Handy und kaputte (Desinger-) Jeans scheinen hier auch gerade modern zu sein.
Der Verkehr:
nicht so schlimm wie erwartet. Die Hälfte der Autos auf diesen Straßen sind diejenigen, die im Westen Europas ausrangiert wurden. Darunter auch viele Rostlauben und Stinker. TÜV gibt es hier auf kein Fall...
Die zweite Hälfte der Autos sind brandneu, darunter auch viele Porsches, Landrovers und andere, große Importautos. Da könnte man teilweise schon neidisch werden.
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Der Fahrstil der Russen ist schon "mutig", Geschwindigkeitsbegrenzungen scheinen nur Empfehlungen zu sein... Insgesamt haben wir sehr wenige Polizeiwagen und auch in den Städten keine Uniformierten gesehen.
Wir sind gut auf den Straßen vorangekommen und haben uns meist relativ sicher gefühlt. Auf den Landstraßen war es ähnlich wie in Polen und auf Land-/Bundesstraßen in Deutschland. Der überholende und entgegenkommende Verkehr ist eben ein Risikofaktor.
Die Wegbeschaffenheit:
Wir haben die Hauptverkehrsstraßen benutzt und bewußt die ländlichen Nebenstraßen vermieden. Die von anderen beschrieben Schlaglöcher können wir nicht bestätigen. Super präparierte Landstraßen.
Gut aus gebaute Terratrassen mit passablen Randstreifen. |
In der Stadt Kaliningrad (450.000 Einwohner) sind wir flott vorangekommen, Immer auf der Straße im fließenden Verkehr. Allerdings fahren viele der Einheimischen auf den Fußwegen. Insgesamt sieht man sehr wenig Räder unterwegs, bisher haben wir nur zwei weitere Radreisende mit Helmen und Gepäck gesehen.
Verpflegung:
Unterwegs auf dem Lande keine Cafes oder Restaurants, jedoch immer wieder kleine Verkaufsläden, die auch unsere Kreditkarten akzeptieren würden.
Überall werden Obst- und Gemüse am Straßenrand angeboten. Verhungern muss man nicht.
In beiden Restaurants in Kaliningrad und in Lesnoi haben wir ausgezeichnet gegessen.
Fischsuppe (siehe Tagebuch Tag 5) , Rentiersteak!, Kottlett und einheimisches Bier und Wodka. Die Preislage ist noch etwas günstiger als in Polen, ich würde behaupten auf 50% des Preisniveaus in deutschen Restaurants.
Das Benzin an der Tankstelle kostet pro Liter übrigens 470Rubel also ungefähr 0,70 Euro!
Putin-Land
Vom Kommunismus haben wir noch nicht viel mitbekommen. Keine großen Plakate oder Ähnliches.
Aber an vielen Stellen die Ehredenkmäle zur Erinnerung an die Befreiung nach dem 2.Weltkrieg.
Sightseeing und Architektur:
Nach dem Krieg wurde von der Sowjetunion an vielen Stellen Altes abgerissen und Gebäude im kommunistischen Baustil errichtet. Breite Straßen und durchaus einige Sehenswürdigkeiten, die uns beeindruckt haben.
Jetzt, durch die Möglichkeit eines E-Visums für das Kalingrader Gebiet, werden mit Sicherheit mehr Touristen in die Gegend kommen.
Impressionen aus der Stadt:
Und hier noch etwas für die ganz Schlauen unter uns:
Kaliningrad/Königsberg wird durch den Fluss Pregel und seine beiden Inseln geteilt. Die beiden Stadthälften waren durch je drei Brücken mit den Inseln verbunden, die untereinander durch eine weitere Brücke verbunden waren.
Die Frage war, ob es einen Weg gibt, bei dem man alle sieben Brücken genau einmal überquert, und wenn ja, ob auch ein Rundweg möglich ist, bei dem man wieder zum Ausgangspunkt gelangt.
Leonhard Euler bewies 1736, dass ein solcher Weg bzw. „Eulerscher Weg“ in Königsberg nicht möglich war, da zu allen vier Ufergebieten bzw. Inseln eine ungerade Zahl von Brücken führte. Es dürfte maximal zwei Ufer (Knoten) mit einer ungeraden Zahl von angeschlossenen Brücken (Kanten) geben. Diese zwei Ufer könnten Ausgangs- bzw. Endpunkt sein. Die restlichen Ufer müssten eine gerade Anzahl von Brücken haben, um sie auch wieder auf einem neuen Weg verlassen zu können. (Quelle Wikipedia)
Alles klar?
Durch Kriegseinwirkung und Umbauten nach 1945 ist die ursprüngliche Situation im heutigen Kaliningrad nicht mehr gegeben. Zwei der zur Insel Kneiphof führenden Brücken existieren nicht mehr; am nördlichen und südlichen Ufer enden nur noch jeweils zwei anstatt drei Brücken. Nun ist zwar ein Eulerweg möglich, jedoch noch immer kein Eulerkreis.
Soweit unser Bericht aus Kalingrad.
Weiter geht es....